In vielen Bereichen der Industrie werden die technischen Bauteile immer kleiner und die manuellen Tätigkeiten immer anspruchsvoller und diffiziler. Das menschliche Auge ist dann maximal gefordert. In solchen Anwendungen sind sehr hohe Beleuchtungsstärken gefragt, die häufig mit speziellen Linsensystemen kombiniert werden.
Für das Präzisionsnahsehen sind hohe Beleuchtungsstärken und sehr gute Farbwiedergabeeigenschaften der Lichtquellen nötig. Hier ist eine tätigkeitsbezogene Beleuchtung richtig, wie sie beispielsweise Gestänge-Arm-Leuchten mit optionalen Linsensystemen bieten.
Licht für Mikromechanik und Schmuckproduktion
In Bereichen wie Präzisions- und Mikromechanik werden mittlere Beleuchtungsstärken von mindestens 1.000 Lux gefordert und der Farbwiedergabewert Ra muss über 80 liegen. In noch anspruchsvolleren Bereichen, wie etwa bei der Herstellung von Schmuckwaren oder Uhren, müssen bis zu 1.500 Lux erreicht werden. Für ein gutes Kontrastsehen ist eine Farbtemperatur von über 5.000 Kelvin (= tageslichtweiß) ideal. Auch werden in solchen Anwendungen sehr hohe Ansprüche an die Farbwiedergabe gestellt; Ra ≥ 90 ist richtig. Direkt- und Reflexblendungen auf Hochglanzoberflächen werden durch richtig positionierte Leuchten und eine sinnvolle Auswahl von Leuchtenblenden beziehungsweise -rastern vermieden.
Qualitätsprüfung
Generell ist die Allgemeinbeleuchtung der Produktionshalle für Arbeitsplätze der Qualitätsprüfung mit hohen visuellen Tätigkeiten selten ausreichend. Eine zusätzlich zur Allgemeinbeleuchtung installierte Arbeitsplatzbeleuchtung ist somit unerlässlich. Auch wenn Aufbauten oder Installationen den Arbeitsplatz überschatten, ist zusätzliches Licht ein Muss.
Das Beleuchtungskonzept selbst hängt dabei wesentlich vom Material des Prüfgegenstandes ab: Das Licht muss abgestimmt werden auf dessen Oberfläche und Farbe sowie deren Reflexionsverhalten. Auch die Größe des Werkstücks und die daraus resultierenden Schattigkeiten müssen berücksichtigt werden.
Die jeweils notwendige Beleuchtungsstärke, erforderliche Lichtrichtung und Lichtfarbe variiert somit je nach Sehaufgabe beziehungsweise Sehdetail. Werden unterschiedliche Produkte an einem Arbeitsplatz geprüft, sollte die Beleuchtung idealerweise variabel in den Eigenschaften einstellbar sein, sodass sie sich je nach Sehanforderung anpassen lässt. Dafür eignet sich ein Lichtmanagementsystem.
Flächen- oder Punktlicht
Grob unterschieden werden zwei Beleuchtungskonzepte: Flächen- und Punktlicht. Generell sind empfehlenswert
- flächiges, schattenfreies Licht für das Prüfen von matten, glänzenden oder durchsichtigen Objekten, zum Beispiel auf Beulen, Dellen oder Verwerfungen,
- beim Prüfen von Oberflächen auf Kratzer, Anrisse oder Gravuren ein als streifendes Licht eingesetztes Punktlicht. Die dabei gezielt erzeugten Schatten unterstützen das Erkennen der Oberflächenstruktur.
Hinweis: Besondere Vorsicht gilt beim Einsatz von LED-Array-Leuchten am Arbeitsplatz, da sie zu einer Veränderung der Formwahrnehmung durch Mehrfachschatten führen können.
Lupenleuchten für anspruchsvolle Sehaufgaben
Reicht das menschliche Auge für anspruchsvolle Sehaufgaben nicht mehr aus, sollten spezielle Lupenleuchten eingesetzt werden. Solche Leuchten sind ideal für präzise Prüfungen in Forschung und Entwicklung oder bei der Montage von Kleinstbauteilen. Eine eingebaute Linse aus Glas oder Kunststoff sorgt in vielen Fällen für ein zwei- bis dreifach vergrößertes Sehen, das in Kombination mit großen Lichtmengen ein angenehmes und ergonomisches Arbeiten gewährleistet – vor allem, wenn es sich um dauerhafte und repetitive Tätigkeiten handelt. Um eine ständige Adaption der Augen zu vermeiden, sollte das Sichtfeld der Linse entsprechend groß – etwa dem Augenabstand entsprechend – und verzerrungsfrei sein. Lupenleuchten sind ein komfortables Hilfsmittel, wenn sie sich schnell und einfach einstellen lassen und die eingestellte Position ohne störendes Nachwippen halten.
Beleuchtungssysteme
Für die geforderten diffizilen Sehaufgaben sollten die Beleuchtungssysteme möglichst flexibel mechanisch einstellbar sein und lichttechnische Adaptionen, wie etwa Dimmung oder Segmentschaltung, erlauben. So können Schatteneffekte vermieden oder bewusst provoziert werden.