HCL – Planungsprozess und Betrieb

Im Gegensatz zu herkömmlichen Planungen einer statischen Beleuchtung zeichnen sich HCL-Konzepte dadurch aus, dass sie dynamisch ausgelegt sind und zielgerichtet und langfristig betrachtet werden.

Der Planungsprozess

Eine zielgerichtete Fachplanung verbindet die drei Wirkungen von Licht – visuell, emotional und biologisch – für den langfristigen Betrieb. Dabei bezieht der Planer den zeitlichen Verlauf der Lichtwirkung mit ein, denn tageslichtweißes Licht hat z. B. in der Nacht andere Wirkungen auf den Menschen als am Tag.

In fast allen Fällen werden Lichtsteuerungen verwendet, sogenannte Light Management Systems (LMS). Der Prozess, der die Planung, die Installation und den Betrieb eines LMS beschreibt – der Lighting-System-Design-Prozess –, wird in der DIN SPEC 67503:2019-04 erläutert (Licht und Beleuchtung – Planungsprozess für Beleuchtungssysteme; deutsche Fassung CEN/TS 17165:2018; Ausgabedatum 2019-04).

Bei diesem Planungsprozess für Beleuchtungssysteme handelt es sich um einen iterativen Vorgang. Dabei gehen grundlegende Planungserwägungen für gute und energieeffiziente Lichtqualität in die Installation, Inbetriebnahme und den Betrieb einer Beleuchtungsanlage ein, die möglichst umfassend die Anforderungen der Nutzer erfüllt.

Zu integrieren ist ebenfalls eine Sicherheits-/Notfallbeleuchtung auf der Grundlage einer Risikoanalyse bzw. gemäß der Gesetzgebung, die während des Konsultationsprozesses ermittelt wird. Der vollständige Planungsprozess für das Beleuchtungssystem bzw. die Beleuchtungsanlage unterstützt die Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen sowie die Entwicklung von Prüfanforderungen. Dadurch wird sichergestellt, dass gute Lichtqualität im Betrieb für die Nutzer erreicht wird und dabei z. B. gesetzliche Energieeffizienzanforderungen erfüllt werden.

Der Lighting-System-Design-Prozess bietet eine gute Grundlage für eine zielgerichtete Planung nach dem HCL-Konzept. Das Lichtkonzept muss außerdem die gesamte Nutzungszeit des Gebäudes berücksichtigen sowie Zeiten und Bereiche, die nicht im unmittelbaren Fokus stehen. Sie sind in die Hinweise für den Nutzer aufzunehmen.

Eine gute Hilfestellung zur Ermittlung der Anforderungen bietet die Schrift „Lichtqualität – Ein Prozess statt einer Kennzahl“ der LiTG (www.litg.de). Denn erst wenn die Beleuchtung den Kriterien der Anforderung entspricht, die den Nutzer in den Mittelpunkt stellen, kann die Qualität der Lichtlösung bewertet werden.

Dokumentation der Planung

Eine sorgfältige Planung beinhaltet eine ausführliche Dokumentation. Auch hier gibt der Lighting-System-Design-Prozess eine strukturelle Hilfestellung, sodass die entworfenen Grundlagen von

  • visuellen
  • emotionalen und
  • biologischen Aspekten

bis hin zur Inbetriebnahme konsequent nachverfolgt werden können, ohne die Energieeffizienz dabei aus den Augen zu verlieren. Das gilt für den Dienstleistungssektor gleichermaßen wie für Industrie, Schule, Gesundheitswesen, Büro und sogar im eigenen Wohnbereich.

Die Ausführungsplanung für das Beleuchtungssystem berücksichtigt die normativen und gesetzlichen Vorgaben sowie die Prüfanforderungen. Dadurch wird beispielsweise sichergestellt, dass der erwartete Energieverbrauch ohne Gefährdung der erforderlichen Beleuchtungsbedingungen erfüllt wird.

Aufgaben des Planers und Dokumentation

Übernimmt ein Planer ein HCL-Beleuchtungskonzept in seine Planung, so stellt er sich einer besonderen Herausforderung gegenüber seinem Auftraggeber. Das Argument für einen HCL-Ansatz ist einleuchtend: Der Unternehmer trägt die Verantwortung für seine Angestellten; ein Lichtkonzept, das die Menschen unterstützt, sollte deshalb in seinem Interesse liegen.

Parameter wie Anwendungsnutzung, Gebäude, Tageslichtsituation, Steuerung und Lichttechnik sind nach den Bedürfnissen des Nutzers festzulegen. Die nutzerspezifischen Anforderungen an die HCL-Lösung sind dagegen unter arbeitsphysiologischen, psychologischen und biologischen Gesichtspunkten zu bewerten. Auf Basis dieses Wissens entwickelt der Lichtplaner ein ganzheitliches Konzept. Mit Abschluss seiner Planung stellt er die wesentlichen Unterlagen (Lichtberechnung, Visualisierung, Datenblätter, Lichtszenen usw.) für die Umsetzung zusammen. Diese Dokumentation kann folgende Punkte beinhalten:

Objektanalyse (und Bedarfsanalyse)

  • Anforderungen durch die Arbeitsaufgabe
  • Anforderungen der Projektbereiche
  • Bedürfnisse und Anforderungen der Menschen (Nutzer)
  • Anforderungen durch die Architektur
  • Analyse physiologischer und psychologischer Anforderungen

Erstellung eines Lichtkonzeptes

  • Abstimmung der Lichtstimmungen und Beleuchtungsstrategie (Lichtverteilung und Richtung im Raum)
  • Materialgerechtes Licht
  • Erfüllung der Objektanalyse
  • Spezifikation der lichttechnischen Anforderungen an Leuchten
  • Festlegen der Leuchtenanordnung
  • Spezifikation hinsichtlich Lichtszenen und Lichtsteuerung
  • Erstellung von Plänen und Dokumentationen

Planungsparameter

Grundlegende Voraussetzung für die Lichtplanung sind die Anforderungen der Nutzer und deren Gewichtung. Einige Aspekte, die als Planungsparameter beachtet werden sollten, sind im Folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgeführt. Sie lassen sich in vier Gruppen gliedern:

Nutzer

  • Seh- und Arbeitsaufgaben
  • Bedürfnisse des Nutzers
  • Nutzungszeit und -dauer
  • Demografische Gegebenheiten

Gebäude/Räume

  • Nutzungsanforderungen (einschließlich ihrer Besonderheiten)
  • Oberflächen und deren Beschaffenheit (Reflexionswerte)
  • Objekte (Schränke/Schreibtische/Maschinen) im Raum
  • Größe und Orientierung der Fenster bzw. Tageslichtöffnungen, einschließlich Lichtschutzvorrichtungen
  • Bereiche mit besonderen Sehaufgaben oder Anforderungen, (z. B. Farbwiedergabe, Lichtrichtung)
  • Wege und räumliche Abläufe (Orientierung und Führung durch Licht)

Lichttechnik und Wechselwirkungen

  • Beleuchtungsstärken auf Sehaufgaben (z .B. DIN EN 12464-1)
  • Melanopische tageslichtäquivalente Beleuchtungsstärken am Auge (z. B. DIN SPEC 67600)
  • Dynamiken von Beleuchtungsstärke und/oder Farbtemperatur
  • Positionierung der Leuchten
  • Zusammenspiel von Leuchten (Lichtstimmungen)
  • Räumliche Lichtverteilung (und -änderung)
  • Leuchtdichten (großflächige Leuchten)
  • Leuchtdichten der Lichtquellen
  • Akzentuierung (fokussierendes Licht)
  • Lichtrichtungen auf den Sehaufgaben/den Oberflächen im Raum
  • Dauer und zeitliche Abfolge
  • Materialien und deren Wirkung im Licht (Reflexion/Transmission)
  • Berücksichtigung von Tageslicht
  • Wirkung des Blendungs-/Sonnenschutzes

Organisation/Steuerung

  • Nutzung von Räumen
  • Arbeitszeiten
  • Anordnung der Bediengeräte
  • Tages-, wochen-, monats-, jahresabhängige Szenarien
  • Präsenzabhängige Steuerung
  • Manuell durch den Nutzer wählbare und auslösbare Szenarien/Sequenzen – zentral oder dezentral
  • Befugnis der Eingabe/Veränderung der Szenarien
  • Anzeige der Wirksamkeit/Durchführung der Szenarien (auch Fernanzeige)
  • Information der Nutzer

Betrieb der Beleuchtungsanlage

Bei der Planung werden die visuellen, emotionalen und biologischen Wirkungen des Lichts herangezogen, die dann bei der Installation und im Betrieb sicherzustellen sind. Fehler in der Funktion kann der Nutzer manchmal nicht direkt erkennen. Daher sollte die Beleuchtungsanlage regelmäßig auf ihren einwandfreien, planungsgemäßen Betrieb überprüft und insbesondere die Lichtsteuerung gewartet werden. Dazu gehört auch die Kontrolle der korrekten Funktion zeitlich sich ändernder oder nutzungsbezogener Lichtszenen, z. B. zu unterschiedlichen Arbeitszeiten oder in Besprechungsräumen
 

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