Blendung und UGR

Direktblendung wird nach dem UGR-Verfahren (Unified Glare Rating) bewertet; die Norm nennt Mindestwerte für den Blendschutz.
 


Blendung ist ein sehr kritisches Phänomen der Innenraumbeleuchtung. DIN EN 12464-1 lässt am Arbeitsplatz keine Leuchte zu, bei der nicht der Mindestabschirmwinkel oder eine maximale Leuchtdichte unter einem dem Abschirmwinkel entsprechenden Ausstrahlwinkel begrenzt ist. Hersteller bedenken das schon bei ihrem Design.

Für die Beleuchtungsanlage wird das UGR-Tabellenverfahren zur Bewertung der Blendung herangezogen. Leuchtenhersteller veröffentlichen diese Tabellen in Katalogen oder Datenbanken und Planungsprogramme ermitteln sie anhand der lichttechnischen Daten der Leuchten. Um den richtigen UGR-Wert auszulesen, sollten die Größe des Raumes, die Montagehöhe der Leuchte über dem Auge des Betrachters und ihre Ausrichtung zur Blickrichtung parallel oder quer sowie die Reflexionsgrade der Raumbegrenzungsflächen beachtet werden. Nur der anhand der UGR-Tabelle ermittelte Wert (der ausgewählten Leuchte) sagt aus, ob der Grenzwert der Anforderungen aus den Normentabellen RUGL unterschritten wird oder nicht. Eine Berechnung nach der UGR-Gleichung, wie sie mit Planungsprogrammen für einzelne Arbeitsplätze möglich ist, kann nur der Orientierung dienen.

Die Beschreibung der Blendung ist in der neuen Norm deutlich verständlicher und wird ergänzt durch weitere Erläuterungen zur Anwendung des UGR-Verfahrens in „Nicht-Standardsituationen“ in Anhang A.

Blendungsbegrenzung

Die Blendungsbegrenzung lässt sich derzeit nur auf Basis der Herstellerangaben überprüfen. Liegt für die eingesetzten Leuchten eine UGR-Tabelle vor, lässt sich mit den Raumabmessungen und den – gegebenenfalls abgeschätzten – Reflexionsgraden von Decke, Wand und Boden der zugehörige UGR-Wert RUG ermitteln. Weichen die Reflexionsgrade im konkreten Fall ab, können über Extra- oder Interpolation entsprechende UGR-Werte bestimmt werden. Die UGR-Werte sind für die entsprechende Raumgröße in der Tabelle dem Vielfachen von H zuzuordnen. Der Referenzwert (4H, 8H) hat nur orientierenden Charakter. H ist die Montagehöhe der Leuchte über dem Auge des Betrachters. Ist die Augenhöhe nicht bekannt, wird sie für eine sitzende Person mit 1,20 Meter und für eine stehende mit 1,70 Meter über dem Boden angenommen.

Stellen Hersteller keine UGR-Tabelle zur Verfügung, sondern die Lichtverteilungskurve (LVK) im Datenformat Eulumdat (*.ldt), kann damit die UGR-Tabelle auch in einschlägigen Beleuchtungsplanungsprogrammen berechnet werden. Liegt keine LVK vor, kann die Planung nicht überprüft werden.

In der Innenraumbeleuchtung wird die psychologische Blendung nach DIN EN 12464-1 nach einer Blendformel beurteilt, dem vereinheitlichten UGR-Verfahren (Unified Glare Rating).

Fragen zur UGR-Methode

„Um eine Leuchte auszuwählen, die für die Beleuchtungsanlage in einem bestimmten Raum geeignet ist, muss die Bewertung der psychologischen Blendung, die direkt von den Leuchten ausgeht, nach dem UGR-Tabellenverfahren der CIE 117-1995 (englisch: Unified Glare Rating, UGR) bestimmt werden. Dieser mit der UGR-Tabellenmethode ermittelte UGR-Wert darf den in Abschnitt 7 angegebenen RUG-Grenzwert (RUGL) nicht überschreiten.“ Dieses Zitat aus DIN EN 12464-1 wirft drei Fragen auf:
 

1. Ist der Grenzwert RUGL identisch mit dem UGRL-Wert aus der Vorläufer Norm von 2011?

Ja. Nach der in DIN EN ISO 80000-1 aufgestellten Regel zur Begrenzung der Größensymbole wurde UGR zu RUG und als Grenzwert UGRL zu RUGL. Ist allerdings nicht vom Größenwert die Rede, sondern von der Methode oder dem Verfahren, bleibt die Schreibweise UGR – also etwa UGR-Methode, UGR-Tabelle und UGR-Gleichung. Aber: RUG = 18,6 und RUGL =19.
 

2. Warum darf ich nur die UGR-Tabellenmethode einsetzen und nicht die UGR-Gleichung, um zu überprüfen, ob der UGR-Grenzwert (RUGL) eingehalten wird?

Die Norm lässt durchaus die Berechnung des RUG-Wertes mit der UGR-Gleichung zu und empfiehlt diese Methode auch explizit, wenn die Tabellenmethode nicht angewandt werden kann. Allerdings nur zur Orientierung: „Die in Abschnitt 7 angegebenen Grenzwerte müssen jedoch als Richtwerte und nicht als verbindliche Grenzwerte betrachtet werden.“ Das heißt, die Grenzwerte RUGL haben nur bei der UGR-Tabelle bindenden Charakter. Begründet werden kann diese Einschränkung unter anderem durch die vielfältige Möglichkeit, bei der UGR-Berechnung für eine Anlage stark unterschiedliche UGR-Werte zu berechnen. Dies kann zum Beispiel bei Vergleichsrechnungen mit geringfügig unterschiedlichen Positionen der Leuchten und/oder der Beobachter geschehen. Somit ist die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Planungen nicht mehr gegeben. Die Tabellenmethode ist in der aktuellen Ausgabe die verbindliche Methode zur Begrenzung der psychologischen Blendung durch elektrisches Licht. Um die Anwendbarkeit der Tabellenmethode zu maximieren, beschreibt Anhang A.2 empfohlene Vorgehensweisen für komplexere Anwendungen, die auf den ersten Blick nicht den generalisierten Rahmenbedingungen der Tabellenmethode (rechteckige Räume, achsensymmetrische Anordnung etc.) entsprechen.

Nichtsdestotrotz bleibt auch die UGR-Gleichung für den kundigen Planer ein sehr gutes Hilfsmittel, um etwa die räumlichen Bereiche für eine mögliche Blendung bei einer Beleuchtungsanlage zu erkennen, und liefert so eine gute Basis für die Diskussion mit dem Bauherrn.
 

3. Ist eine Leuchte mit RUG = 17 besser entblendet als eine mit RUG = 17,5?

In Anmerkung 3 des Abschnitts 5.5.3.2 „Psychologische Blendung durch elektrisches Licht – Anwendung der UGR-Tabellenmethode“ wird darauf hingewiesen: „Die Grenzwerte der RUGL bilden eine Reihe, deren Schritte merkliche Änderungen bezüglich der Blendung darstellen. Die Reihe der RUGL ist: 16, 19, 22, 25, 28, wobei ein niedriger Wert ‚geringe Wahrscheinlichkeit von psychologischer Blendung‘ und ein hoher Wert ‚hohe Wahrscheinlichkeit von psychologischer Blendung‘ bedeutet.“

In der Praxis werden UGR-Grenzwerte ohne Nachkommastellen angegeben. Ein UGR-Wert von 19,4 wird nach den allgemeinen Rundungsregeln für reelle Zahlen auf 19 abgerundet und ist damit ≤ 19.

Zudem kann angenommen werden, dass innerhalb eines Grenzwertschrittes von drei ganzen Zahlen keine merkliche Änderung bezüglich der Blendung zu erwarten ist. Entsprechend lässt sich nicht ableiten, dass eine Leuchte mit einem UGR-Tabellenwert RUG = 17 besser entblendet sei als eine mit RUG = 17,5 in der gleichen Tabellenposition. Auch eine Differenzierung von Leuchten außerhalb des Grenzwertbereiches von 10 bis 28 ist durch das UGR-Verfahren nicht abgedeckt. UGR-Werte unterhalb 10 sind nicht definiert und liefern keine zusätzliche Qualität.
 

Das ZVEI-Positionspapier UGR-Verfahren – Anwendung und Grenzen beschreibt die wesentlichen Punkte des vereinheitlichten Verfahrens (UGR) zur Bewertung der psychologischen Direktblendung in Innenräumen.

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