Lichtqualität im Raum

Wie zufrieden Nutzer mit ihrer Lichtlösung sind, steht und fällt mit der Beleuchtungsqualität. Dafür sind zahlreiche Kriterien bekannt. Werden sie in Übereinstimmung mit den Anforderungen der Nutzer erfüllt, ist eine gute Lichtqualität gegeben.

 

Neben der Beleuchtungsstärke im Bereich der Sehaufgabe und dem Vermeiden von Blendung gibt es weitere Kriterien für die Lichtqualität; von ihnen hängt ab, ob ein beleuchteter Raum als angenehm empfunden wird. Gegenstände wirken plastisch und die Mimik beziehungsweise Gesichtserkennung werden vorteilhaft unterstützt, wenn sie mit einer guten Mischung aus vertikalen und horizontalen Beleuchtungsstärken sowie einer leichten Schattigkeit ins rechte Licht gesetzt werden. Mögliche Kenngrößen dafür sind zylindrische Beleuchtungsstärken und Modelling. Angemessen hohe Beleuchtungsstärken auf Wänden und Decke schaffen in Kombination mit den zugehörigen Reflexionsgraden angenehm helle Räume mit hoher Aufenthaltsqualität. Aus diesen Gründen sind sowohl die zylindrischen wie auch die Beleuchtungsstärken von Wand und Decke Bestandteil der Anforderungstabellen in der aktuellen Norm.

Weitere, gut bekannte Kenngrößen sind die Wahl der ähnlichsten Farbtemperatur in Kelvin (K) und eine gute Farbwiedergabe (Ra). An Arbeitsplätzen sollte immer ein Farbwiedergabeindex von Ra 80 erreicht werden. Die Norm nennt konkret sinnvolle Bereiche für eine höhere Farbwiedergabe (Ra 90). Finden alle diese Qualitätsmerkmale in der Lichtplanung Berücksichtigung, ist die Basis gelegt für eine als angenehm empfundene Raumatmosphäre.

Flimmern und stroboskopische Effekte sollten bereits durch die Wahl der Lichtquellen eingeschränkt werden. Unverändert bleiben auch die Maßgaben für Leuchten zur Beleuchtung von Bildschirmarbeitsplätzen.

Beleuchtungsziel: eine angenehme Lichtumgebung

Erst die Leuchtdichteverteilung offenbart die lichttechnische Qualität einer Beleuchtungsanlage. Dieses Ziel und seine Vorteile beschreibt die Norm gleich am Anfang. Die Leuchtdichte hängt von der Beleuchtungsstärke und der Oberflächenreflexion ab. In der Planungsphase sind jedoch viele Parameter oft noch nicht bekannt, die eine Leuchtdichteplanung ermöglichen. Daher nimmt die Norm übliche Reflexionsgrade an und geht von der wesentlich leichter zu planenden und zu überprüfenden Beleuchtungsstärke aus.

Sie empfiehlt folgende Reflexionsgrade:

  • Boden (0,2 bis 0,6)
  • Wände (0,5 bis 0,8)
  • Decke (0,7 bis 0,9)

Helle Räume

„Die wahrgenommene Helligkeit eines Raumes ist wichtig für das Wohlbefinden und den Wachheitsgrad der sich im Raum befindlichen Personen.“

DIN EN 12464-1:2021, Anhang C

Wer den ganzen Arbeitstag in einem „Innen-Raum“ verbringt, weiß es zu schätzen, wenn es ein „heller Raum“ ist.

Helle Räume – das heißt Räume mit hellen Oberflächen und genügend Licht auch jenseits der Hauptsehaufgabe – können über die im obigen Zitat angesprochenen nichtvisuellen Wirkungen hinaus mit weiteren Qualitäten aufwarten:

Helle Räume

  • unterstützen Kommunikation und Mimik zwischen den Mitarbeitenden durch eine ausgewogene Lichtverteilung im Raum,
  • erleichtern die Adaptation beim Wechsel des Blicks von hellen Arbeitsflächen und/oder Monitoren zu den anderen Raum-Flächen,
  • vermitteln eine offene Atmosphäre (ähnlich der eines Außenraums)
  • und lassen gerade bei kleinen Grundrissen und niedrigen Decken den Raum größer und weniger eng erscheinen.

Das sind allesamt gute Gründe für die in den Tabellen angeführten Anforderungen an die Beleuchtungsstärken für Wand und Decke sowie die zylindrischen Beleuchtungsstärken. Vergleichbare Werte wurden als Empfehlungen auch schon in der Vorgängernorm genannt.

„Die wahrgenommene Helligkeit ist das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen Beleuchtungsstärke und Reflexionseigenschaften von Objekten und Raumoberflächen.“ (ebd.)
 

Einfluss Beleuchtungsstärke

Für Arbeitsplätze in Büros, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen werden in der Anforderungstabelle Wartungswerte der Wandbeleuchtungsstärken und der zylindrischen Beleuchtungsstärken genannt, die ungefähr ein Drittel des Wartungswerts der Beleuchtungsstärken für den Bereich der Sehaufgabe/Tätigkeit betragen (Beispiel Büro: 500 Lux im Bereich der Sehaufgabe – mit 150 Lux auf den Wänden und ebenfalls 150 Lux zylindrische Beleuchtungsstärke im Raum). Dies entspricht zum einen den europäischen Forschungsergebnissen zu präferierten Lichtverteilungen im Raum aus den vergangenen 50 Jahren wie auch den Anforderungen der ASR A3.4:

„(7) Die mittlere vertikale Beleuchtungsstärke muss der Seh- und Arbeitsaufgabe angemessen sein …

Bewährt hat sich für Büroarbeitsplätze, Arbeitsplätze im Gesundheitsdienst und vergleichbare Arbeitsplätze … ein Verhältnis von vertikaler Beleuchtungsstärke zu horizontaler Beleuchtungsstärke von ≥ 1:3.

Bei hellen Raumflächen und breit strahlenden Leuchten ist bei Einhalten der horizontalen Beleuchtungsstärken … in der Regel eine ausreichende vertikale Beleuchtungsstärke gegeben.“

ASR A3.4

Tatsächlich lassen sich auch bei rein direkt strahlenden Leuchten mit RUGL ≤ 19 sowohl die geforderten Werte der Wandbeleuchtungsstärken, der zylindrischen Beleuchtungsstärken wie auch die eine Stufe niedrigeren Deckenbeleuchtungsstärken erreichen, wenn diese Leuchten eine breite bürotypische Lichtverteilung haben (Batwing) und die Reflexionsgrade der Wände im empfohlenen Wertebereich liegen.

Wenn aber die Raumflächen zu geringe Reflexionsgrade aufweisen und/oder die Lichtverteilung der eingesetzten Leuchten sehr eng strahlend ist, lässt sich das angestrebte 1:3-Verhältnis nicht mehr einhalten. Dann ist die Raumwirkung auch nicht mehr „hell“ und die oben beschriebenen vorteilhaften Licht- und Raumqualitäten lassen sich schwerlich erreichen.

Eng strahlende, auf Bereiche der Sehaufgabe ausgerichtete Leuchten werden gelegentlich eingesetzt, um einen geringeren Energieeinsatz zu begründen.

Lichtsysteme mit einem hohen Indirektanteil eignen sich aufgrund der Lichtverteilung über Decke und oberen Drittel der Wände ebenfalls sehr gut, um helle Räume zu erzeugen.
 

Einfluss Reflexionsgrade

„Ein hoher Reflexionsgrad der Oberflächen trägt zur Energieeinsparung bei und kann zu besserem Sehkomfort führen.

Für die Auswahl der Materialien werden folgende Reflexionsgradbereiche empfohlen:

  • Decke: 0,7 bis 0,9;
  • Wände: 0,5 bis 0,8;
  • Boden: 0,2 bis 0,6“

DIN EN 12464-1:2021

Bei diesen Reflexionsgraden handelt es sich „nur“ um Empfehlungen – schließlich kann und darf eine technische Norm nicht die Gestaltungsfreiheit in der Architektur einschränken. Es gibt allerdings gute Gründe, diesen Empfehlungen zu folgen.

Hohe Reflexionsgrade sorgen für einen großen Anteil an Indirektbeleuchtung, sowohl auf den zumeist horizontalen Arbeitsflächen als auch und gerade auf allen vertikalen Flächen im Raum – eben den Wänden, Objekten und Personen. Sie sind essenziell für das Erreichen der Wartungswerte im Raum: die zylindrischen Beleuchtungsstärken und Beleuchtungsstärken auf den Wänden und der Decke.

Allein schon der Wechsel von den oberen zu den unteren Reflexionsgraden im empfohlenen Wertebereich (also von 0,9/0,8/0,6 für Decke, Wände und Boden zu 0,7/0,5/0,2) führt bei einem Büroraum von 20 Quadratmetern mit einer breit strahlenden Direktbeleuchtung zu geringeren Beleuchtungsstärken: auf der Arbeitsfläche um 20 Prozent, bei den zylindrischen und Wandbeleuchtungsstärken um 45 Prozent und bei der Deckenbeleuchtungsstärke sogar um 65 Prozent. Es lohnt sich also, die Auswahl der Reflexionsgrade im Raum mit Blick auf Lichtqualität und Effizienz der Beleuchtungsanlage sorgsam abzuwägen.
 

Historisch betrachtet: Zusammenhang Beleuchtungsstärke und Helligkeit

Festlegungen von Wand- und Deckenbeleuchtungsstärken sind erst mit der Einführung des Bereichs der Sehaufgabe und der LED notwendig geworden. Eine gezielte Beleuchtung der Sehaufgabe mit eng strahlenden Leuchten ist technisch möglich, schafft aber keine hellen Räume.

In früheren Normen wie DIN 5035, der Vorgängerin der DIN EN 12464-1, waren Beleuchtungsstärken für Räume festgelegt. Damit war der gesamte Raum „von Scheuerleiste zu Scheuerleiste“ zu planen – und zwar mit Leuchten, die üblicherweise sehr viel breitere Lichtabstrahlungen hatten (aufgrund der 38 oder 26 Millimeter Lampendurchmesser). Höhere Beleuchtungsstärke auf der Nutzebene hieß automatisch auch: hellerer Raum. Dieser Zusammenhang ging mit der Einführung des kleineren Bereichs der Sehaufgabe verloren. Mehr Licht für die Sehaufgabe bedeutet nicht, dass der Raum heller wirkt.

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