Kontextmodifikatoren anwenden

Planende haben die Möglichkeit, die Beleuchtungsstärke anhand von Tabelle und Kontextmodifikatoren selbst zu definieren und zu begründen.

 

In vielen Arbeitsstätten der entwickelten Industrieländer arbeiten qualifizierte Fachkräfte. Sie brauchen sehr gute Arbeitsbedingungen, um ihre Sehaufgaben- und Tätigkeiten über einen langen Arbeitstag hinweg ausüben zu können. Die Beleuchtungsstärke steht im direkten Zusammenhang mit der Arbeitsplatzqualität. Natürlich ist sie nicht das einzige Kriterium. Es ist jedoch erwiesen, dass höhere Beleuchtungsstärken das Arbeitsergebnis positiv beeinflussen. Die Norm nennt Gründe dafür, den Wartungswert der Beleuchtungsstärke zu modifizieren:

  • Die Sehaufgabe ist kritisch für den Arbeitsablauf.
  • Fehler können nur mit hohen Kosten behoben werden.
  • Genauigkeit, höhere Produktivität oder erhöhte Konzentration sind von großer Bedeutung.
  • Aufgabendetails sind ungewöhnlich klein oder kontrastarm.
  • Die Aufgabe wird ungewöhnlich lange ausgeführt.
  • Der Bereich der Sehaufgabe oder Tätigkeit verfügt über wenig Tageslicht.
  • Die Sehfähigkeit des Arbeitnehmers liegt unter dem üblichen Sehvermögen.

Treffen ein oder zwei der genannten Aspekte zu, ist das bereits ein Grund, die Beleuchtungsstärke um eine Stufe zu erhöhen. Sind es mehr als zwei Aspekte, sollte der Wartungswert um zwei Stufen heraufgesetzt werden. Die Stufen der Beleuchtungsstärken sind in der Norm festgelegt. Werte dazwischen sollen nicht verwendet werden. Die Werteskala beginnt bei fünf Lux und reicht bis 10.000 Lux. Einige relevante Stufen zeigt die folgende Darstellung der Werteskala in Lux. Wird beispielsweise ein „erforderlicher“ Wartungswert von 300 Lux um zwei Stufen erhöht, beträgt der „modifizierte“ Wartungswert der Beleuchtungsstärke 750 Lux. Dieser Wert muss bei der Planung dokumentiert und die Wartungsfaktoren auf den modifizierten Wert angewendet werden.

Kontextmodifikatoren zur Erhöhung des Wartungswertes der Beleuchtungsstärke

Mit den Kontextmodifikatoren nach DIN EN 12464-1 hat der Planer die Möglichkeit, den Wartungswert der Beleuchtungsstärke für den Bereich der Sehaufgabe oder Tätigkeit zu erhöhen, wenn ein oder mehrere Kontextmodifikatoren zutreffen und die Erhöhung empfehlen.

Sinnvoll ist eine Erhöhung der Wartungswerte der Beleuchtungsstärke, wenn etwa eine große Genauigkeit gefordert ist und Fehler schnell die Kosten in die Höhe treiben oder eine größere Produktivität gefragt ist. Auch Arbeiten, die besonders lange oder mit großer Konzentration oder bei wenig Tageslicht ausgeführt werden, rechtfertigen die Erhöhung der Wartungswerte der Beleuchtungsstärke. Der in den Tabellen in Abschnitt 7 der Norm angegebene modifizierte Wert ist nicht als oberer Grenzwert zu verstehen. Er ist vielmehr ein Richtwert, dessen Überschreitung für die ausgewählte Tätigkeit zu keiner weiteren Verbesserung führt.

Auch wenn ein erhöhter Beleuchtungsstärkewert installiert ist, muss er im Betrieb nicht immer eingestellt sein. Die Beleuchtungsstärke kann gedimmt und der aktuellen Arbeitssituation angepasst werden. Eine erhöhte Beleuchtungsstärke kann auch durch Tageslicht erreicht werden, wenn es ausreichend zur Verfügung steht.

Kontextmodifikatoren zur Verringerung des Wartungswertes der Beleuchtungsstärke

  • Aufgabendetails sind ungewöhnlich groß oder weisen einen ungewöhnlich hohen Kontrast auf.
  • Die Aufgabe wird für eine ungewöhnlich kurze Zeit durchgeführt.

licht.de empfiehlt, die in den Tabellen angegebenen Wartungswerte nicht zu senken, weil sie sonst kein ermüdungsfreies und sicheres Arbeiten ermöglichen. Sollten Wartungswerte der Beleuchtungsstärke jedoch reduziert werden, ist immer zu prüfen, ob die Anforderungen der ASR A3.4 noch erfüllt werden: Ihre Mindestwerte der Beleuchtungsstärke dürfen nicht unterschritten werden.

Lichtbedarf und Alter

Die neue Norm schafft Möglichkeiten, auf spezielle Nutzeranforderungen – wie beispielsweise Mitarbeitende älter als 50 Jahre oder etwa Personen mit erhöhten Sehanforderungen – einzugehen und höhere Beleuchtungsstärken konkret zu planen.

Die Grafik zeigt die altersabhängigen Planungsfaktoren. Bereits berücksichtigt wurden die melanopische Korrektur sowie die Veränderung der Pupillengröße im Laufe des Lebens. Der Lichtbedarf bei Tageslicht gilt auch für die Planung nichtvisueller Wirkungen mit höheren Farbtemperaturen in Innenräumen.

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