Architekturbeleuchtung: Wirkung und Gestaltung
Die Architekturbeleuchtung hat längst einen Wandel zum Architainment vollzogen – einem Mix aus architektonischem und entertainmentorientiertem Licht. Moderne Leuchten und Lichtmanagementsysteme inszenieren und gestalten Fassaden und Gebäude mit Licht, beleben das Stadtbild und prägen das Image.
Mit der Einführung der LED sind die aufwendigen Effekte der Theater- und Showbühnen in der Architekturbeleuchtung angekommen. Die Beleuchtung kann Millionen von Farben annehmen, Akzente setzen, Stimmung in einem Raum oder Atmosphäre in einer Fläche kreieren.
Lichtmanagementsysteme (LMS) setzen Gebäude am Abend wirkungsvoll in Szene, z. B.
- mit Farbspielen auf Fassaden,
- durch das Hervorheben architektonischer Besonderheiten wie Nischen, Erkern und Vorsprüngen,
- oder auch mit Zeigefinger-/Laserpointer-Effekten, die auf besonders wichtige Punkte hinweisen können.
Dafür ist die Flexibilität eines LMS von Vorteil, denn hier entfällt die mechanische Umrüstung, wenn die Beleuchtung geändert werden soll.
Bei der Leuchten- und Systemwahl sollten grundsätzlich drei Entscheidungen getroffen werden:
1. Leuchtenwahl – einfarbig oder bunt?
LED-Leuchten mit entweder weißem oder farbigem Licht können geschaltet oder gedimmt werden. Wesentlich mehr Möglichkeiten bieten RGB-LED-Leuchten, die neben Weißtönen gleiche mehrere Farben ab Werk mitbringen (RGB = Rot-Grün-Blau): von der einfachen Farbwahl zu Farbwechseln und dynamischen Abläufen bis hin zu richtigen Lichtshows. Der Einsatz von Mehrkanalleuchten (z. B. 4-/5-Kanalleuchten) ermöglicht durch ein erweitertes Farbspektrum die gezielte Anpassung der Beleuchtung an die vorhandenen Materialien. So empfiehlt sich für warme Materialien wie Holz z. B. gelbliches Licht, für kühle Materialien wie Beton, Stahl oder Glas eher bläuliches Licht.
2. Automation: Set-and-forget oder Flexibilität?
Wiederkehrende Abläufe, basierend auf Uhrzeit und/oder Jahreszeiten, benötigen andere Komponenten als Systeme, die flexibel genutzt werden sollen. Bei flexiblen Systemen kann die Interaktion von einfachen Schaltern bis hin zu sensorgesteuerten Effekten reichen oder auch interaktiv gesteuert werden.
3. Installation: Integration oder Anstrahlung?
Eine fassaden- oder gebäudeintegrierte Beleuchtung hat eine deutlich andere Wirkung als die Anstrahlung einer Fassade oder Gebäudehülle. Folgende Gestaltungselemente stehen zur Verfügung:
- Schalten (An/Aus) einzelner Leuchten oder Leuchtengruppen nach Konzept (z. B. DALI)
- Statisches Dimmen einzelner Leuchten oder Leuchtengruppen nach Konzept (Phasenanschnitt/-abschnitt)
- Dynamisches Steuern, Pulsieren und Dimmen über Flächen mit DMX/Ethernet
- Bespielung einer Fläche mit Video-Content durch ein Pixelsystem (Ethernet)
In der dynamischen Fassadenbeleuchtung sind häufig schnelle Farbwechsel und/oder viele einzeln zu adressierende Leuchten gefragt. Hier stößt das DALI-System an seine Grenzen. In diesem Fall sind DMX-Steuerungen eine gute Wahl.
Spezialfall Lichtwerbung
Ob Leuchtkästen, Logos oder Schriftzüge: In der Lichtwerbung ersetzen LED heute fast überall die klassischen Neonröhren. Sie ermöglichen eine homogene, dabei filigrane und vor allem auch dynamische Hinterleuchtung. Je nach Anwendung sind hier die Übergänge zur Veranstaltungstechnik fließend, so dass Lichtmanagementsysteme (LMS) dann die entsprechende Schnittstelle (DMX) haben sollten. Grundsätzlich bieten sich für das Lichtmanagement zwei Lösungen an: Personenerkennung und Farbwechselsysteme.
Bei der ersten Variante wird über eine DALI-Verbindung ein Radarsensor angeschlossen. Hier geht es primär um zwei Effekte: Energie sparen und Kunden auf eine Werbung aufmerksam machen, indem die Anlage hochfährt, sobald der Sensor den Betrachter erfasst hat.
Die zweite Variante eignet sich vor allem für dekorative Anwendungen, bei denen ein Farbspiel simuliert werden soll. Das geschieht in der Regel mit weißen LED-Modulen, die in der Lichtfarbe variiert werden können, oder regelbaren farbigen LED-Modulen mit roten, grünen, blauen und weißen LED (= RGB-LED).
Tipps für Neubau und Sanierung
Bei historischen Gebäuden werden Lichtmanagementsysteme in der Regel im Nachrüstverfahren installiert. In diesem Fall bieten sich eher funkbasierte Systeme an, denn entsprechende Kabel sind meist nicht vorhanden.
Bei modernen Prestigebauten dagegen empfiehlt licht.de, die Systeme entsprechend einzuplanen, damit einer zentralen Steuerung und Fernwartung/Monitoring nichts im Wege steht.