Beleuchtungskonzepte im Museum – ob für Dauer- oder Sonderausstellungen – sollten immer die kuratorische Grundidee aufgreifen und sie lichttechnisch optimal unterstützen. Ausstellungsräume können mit diffusem oder gerichtetem Licht – auch miteinander kombiniert – beleuchtet werden.
Gute Lichtplanung beginnt mit der Aufgabenanalyse: Wie lauten die architektonischen Rahmenbedingungen? Welche Energiekapazitäten sind vorhanden? Ist ein kontrollierter Einsatz von Tageslicht möglich, und welche konservatorischen Vorgaben müssen beachtet werden? Die funktionale Museumsbeleuchtung nach kuratorischen Maßgaben ist bei Neubau wie Sanierung ein wichtiger Aspekt des Bauprojekts.
Allgemeinbeleuchtung für Museumsräume
Ausstellungsräume werden mit diffusem, indirektem oder gerichtetem Licht – meist miteinander kombiniert – beleuchtet. Für die Grundbeleuchtung im Raum eignen sich Lichtdecken mit satiniertem Glas oder opaler Abdeckung, flächig abstrahlende Leuchten sowie Voutenleuchten, die vorwiegend indirektes Licht spenden. Ihr Licht fließt ungerichtet in den Raum, streut in alle Richtungen und erzeugt kaum oder keine Schatten.
Bei Ausstellungskonzepten mit farbigen Wänden – häufig in Gemäldegalerien der „Alten Meister“ zu finden – schafft eine gleichmäßige Wandflutung Weite und Raumtiefe. Sie trennt auch einzelne Ausstellungszonen voneinander ab. Durch die Reflexion über die Wände sorgt die Wandflutung zugleich für eine angenehme Helligkeit in der Raummitte und kann je nach Geometrie des Raums als Beleuchtung sogar komplett ausreichen.
Akzentbeleuchtung
Besondere Ausstellungsbeleuchtungen werden individuellen Anforderungen angepasst und setzen Akzente. Strahler und LED-Downlights formen gerichtetes, meist punktförmiges Licht. Je breiter ein Lichtkegel, umso stärker werden die beleuchteten Exponate als Teil des Raumes wahrgenommen. Vertikale, aufeinanderfolgende Lichtakzente verleihen dem Raum durch ihren Hell-Dunkel-Verlauf auf der Wand eine gewisse Lichtdynamik. Sie lenken den Blick des Betrachters.
Die Mischung macht's: Ein spannungsreiches Raumerlebnis ergibt sich aus dem Mix von diffusem und gerichtetem Licht. Störungen, die das Sehen und das Betrachten hemmen, müssen vermieden werden – vor allem expressive Schatten oder Lichtmuster an Wänden und Decken. Enge Lichtkegel und abgeschirmte Lichtaustrittsflächen minimieren Direktblendung und Reflexblendung.
Integrierte und additive Lichtlösungen
Beleuchtungstechnisch werden architektonisch integrierte und additive Lichtlösungen unterschieden. Integrierte Beleuchtungen erfordern eine enge Abstimmung mit bauausführenden Architekten oder Denkmalschutz. Additive Lösungen werden meist mit angebauten oder abgependelten Stromschienen für flexible Strahler umgesetzt. In beiden Fällen sollte geprüft werden, ob Ein- und Anbaubaupunkte zu erwartende Lasten tragen können und die Brandschutzanforderungen erfüllt sind.
White Cube versus Black Box
Der Charakter der Lichtplanung kann von zwei extremen Raumkonzepten bestimmt werden: „White Cube" und „Black Box". Die Black Box „löscht" mit der Dunkelheit den Blick auf den physischen Raum. Exponate, Figuren, statische und bewegte Bilder wirken prominenter. Auch in extrem reduzierter, fokussierter Lichtdosierung erscheint alles sehr deutlich. Die Objekte entfalten als Unikate monumentale Wirkung. Die „szenografische" Black Box tendiert zur Reduktion, vermittelt Stille und Innenschau.
Im White Cube ist der Präsentationsrahmen neutral, sachlich, eingegrenzt. Die Werke werden gleichmäßig ausgeleuchtet, Bilder und Wände ergeben eine homogene Einheit. Dem Besucher vermittelt sich ein heller, ruhiger Raumeindruck. Im White Cube werden vor allem moderne Kunst und Rauminstallationen präsentiert.
Beleuchtung unterschiedlicher Ausstellungstypen
Historischer Raum: Die Beleuchtung von Räumen mit originaler Erhaltung und Ausstattung wird durch abgependelte Leuchten mit direkten und indirekten Lichtanteilen zur Anstrahlung der Decke realisiert oder durch freistehende Leuchten, die – gut abgeschirmt – die Exponate von der Seite beleuchten. In diesen Räumen gibt es häufig auch Tageslichtdecken oder künstliche Lichtdecken. Tageslicht sollte auf die konservatorisch erforderlichen Werte gefiltert werden.
Inszenierung: Exponate mit einer komplexen Gesamtwirkung werden in weitgehend abgedunkelten Räumen inszeniert. Dabei kommen lichttechnische Erfahrungen aus der Bühnentechnik zur Anwendung, vor allem Akzentstrahler. Aus dem Dunkel heraus leuchtende Vitrinen überhöhen die Exponate; der Ausstellungsraum selbst tritt in den Hintergrund.
Galerie: Die Raumatmosphäre der vorwiegend seriellen Präsentation von Exponaten ohne Betonung einzelner Objekte ist unaufdringlich. Tageslicht-Oberlichter spenden gleichmäßige, fast schattenlose Helligkeit; Architektur und Raumdimensionen bleiben sichtbar.
Weitere Varianten bestehen in der vertikal gleichmäßigen Ausleuchtung von Hängewänden oder in der Hervorhebung serieller Exponate durch Akzentbeleuchtung. Auch möglich ist die Kombination beider Beleuchtungsarten mit einem Helligkeitsschwerpunkt auf der vertikal beleuchteten Wand in Augenhöhe.
Lichtdecken
Funktionale Lichtdecken – häufig mit Tageslichtsystemen kombiniert – stehen für lichtstarke, sich zurückhaltend in die Architektur eingliedernde Beleuchtungslösungen, die sowohl Raumlicht zur Verfügung stellen als auch die Exponate in Szene setzen können.
Bei opaler Abdeckung entsteht eine dem bedeckten Tageslichthimmel ähnliche Lichtqualität ohne UV-Strahlung. Milchüberfanggläser und Abdeckungen aus satiniertem oder strukturiertem Glas für gerasterte Deckenentwürfe ermöglichen die Montage analog zum Profilraster. In jeder Lichtdecke entsteht Wärme, die gezielt abgeleitet werden sollte. Für gutes, gleichmäßiges Licht sollte der Abstand zwischen den einzelnen LED-Komponenten gleich dem Abstand zwischen Komponenten und Lichtdeckenabschluss sein (siehe Grafik).
Raumproportionen, Charakter und Art der gezeigten Exponate bestimmen Größe und Einteilungen der Lichtdecke sowie den Übergang zwischen Decke und Wand. Durchgängige,
fugenfreie Lichtdecken haben eine eigene Ästhetik, ihre Großflächigkeit verleiht dem Raum einen zurückhaltenden Charakter. Sie lassen sich mithilfe flexibler Spannfolien konstruieren und genau anpassen. Variable Spotsysteme ergänzen die Qualität einer Tageslichtdecke um die Möglichkeit, mit gerichtetem Licht Akzente auf Wand und Exponate zu setzen.
Tageslichtsimulation
Wetterunabhängige Lichtdecken mit Tageslichtqualität weisen konstant hohe Leuchtdichten zwischen 500 bis 1.000 Candela pro m² auf, bei sehr hohen Räumen sogar bis 2.000 Candela pro m². Der ideale Raum für eine Lichtdecke ist mindestens sechs Meter hoch. Ist er niedriger, könnte das Licht blenden. Dimmt man aus konservatorischen Gründen die Lichtwerte, geht die Tageslichtqualität der Decke verloren. Sie kann dann grau und erdrückend wirken.
Lichtfarben prägen die Raumstimmung
Die Lichtfarbe prägt die Raumstimmung und damit das Ausstellungserlebnis. So wird warmes Licht mit geringer Beleuchtungsstärke als angenehm, entspannend und festlich empfunden. Kühlere Weißlichttöne mit hoher Lichtstärke wirken eher anregend und aktivierend. Modulationsfähige LED-Hinterleuchtungen in der Decke erzeugen unterschiedliche Weißtöne (= Tunable White), die dem natürlichen Tageslicht sehr nahekommen. Mit einem entsprechenden Lichtmanagement lassen sich dann auch Beleuchtungslösungen nach dem Konzept Human Centric Lighting (HCL) umsetzen.
Lichtdecken sollten immer von Spezialisten geplant und umgesetzt werden, da hier viele Gewerke Hand in Hand arbeiten müssen.