Tunnel

Das Durchfahren von Tunneln ist für viele Verkehrsteilnehmer angstbesetzt – nicht ganz grundlos, wie schwere Unglücke immer wieder zeigen. Richtiges Licht trägt entscheidend zur Sicherheit bei: Straßenverlauf und Hindernisse werden schnell erkannt, ausreichende Helligkeit wirkt dem Eindruck von Enge entgegen.


Tunnelbeleuchtung ist Aufgabe von Spezialisten. Kein Verkehrstunnel gleicht dem anderen. Dass die Anforderungen an die Beleuchtung in Tunneln und Unterführungen besonders hoch sind, liegt auf der Hand. Beleuchtungslösungen, die sowohl technische Aspekte als auch die besondere psychologische Situation der Nutzer im Tunnel berücksichtigen, fördern die Verkehrssicherheit und einen harmonischen Verkehrsfluss. Dies hat besonderes Gewicht, da ein Unfall in einem Tunnel aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit ein höheres Risiko darstellt.

Licht für die Ein- und Ausfahrt

Die Unterstützung der Adaptationsfähigkeit des Auges genießt bei der Beleuchtungsplanung höchste Priorität. Besonders hoch ist die Unfallgefahr tagsüber: Die unterschiedlichen Sehbedingungen bei Tageslicht und in der vergleichsweise dunklen Einfahrtsstrecke erfordern höchste Konzentration. Ohne zusätzliches künstliches Licht oder bei schlechter Beleuchtung erscheint die Einfahrt des Tunnels als schwarzes Loch. Diesen Effekt verhindert ein hohes Beleuchtungsniveau an der Einfahrt. Es mildert den abrupten Übergang vom Tageslicht zum dunkleren Tunnelinneren und ermöglicht das Erkennen eventueller Hindernisse. Dabei werden in der Regel asymmetrische Leuchten so eingesetzt, dass sie ohne Blendung der Autofahrer sehr hohe Beleuchtungsstärken an der Tunneleinfahrt erzeugen.

Anschließend erfolgt eine gleitende Anpassung an das Beleuchtungsniveau im Tunnel. Dieses liegt höher als das der üblichen Straßenbeleuchtung auf freier Strecke, um dem Gefühl begrenzender Enge entgegenzuwirken. Empfehlenswert ist eine mittlere Fahrbahnleuchtdichte > 2 cd/qm.

Weniger kritisch ist die Ausfahrt aus dem Tunnel. Grund: Der Wechsel (Adaptationsverlauf) von Dunkel nach Hell ist für die Augen leichter zu bewältigen als umgekehrt. Auch die Ausfahrt aus einem nicht sehr hell beleuchteten Tunnel in dunkle Nacht macht kaum Schwierigkeiten. Das langsame Auslaufen der Straßenbeleuchtung gibt jedoch generell mehr Sicherheit als der abrupte Übergang von einem beleuchteten Tunnel auf eine unbeleuchtete Straße. Insbesondere tagsüber empfiehlt sich deshalb, das Beleuchtungsniveau am Tunnelende anzuheben.

LED-Beleuchtung im Tunnel

LED-Technik hielt bereits früh Einzug bei der Tunnelbeleuchtung: Kleine Markierungsleuchten an der Bordsteinkante lassen Fahrbahnränder und den Straßenverlauf besser erkennen und sind heute Standard.

Inzwischen ersetzen LED-Leuchten auch zur Durchfahrtsbeleuchtung immer öfter die bisher vorherrschenden Natriumdampf-Hochdrucklampen und können hier ihre Vorteile wie

  • Ausfallsicherheit,
  • Effizienz,
  • präzise steuerbare Lichtverteilung und
  • gute Farbwiedergabe
  • ausspielen.

Zudem lassen sich LED-Leuchten besser elektronisch schalten und dimmen, was die Realisierung unterschiedlicher Tag- und Nachszenarien vereinfacht.

Harte Betriebsbedingungen in der Röhre

In Straßentunneln herrschen durch die Abgase und Stäube besonders harte Betriebsbedingungen – und das bei Dauerbetrieb rund um die Uhr. Wartungsarbeiten – ob geplant oder ungeplant – führen in der Regel zu unerwünschten Verkehrsbehinderungen. Die Wahl entsprechend robuster und wartungsarmer Leuchten ist daher ebenso wichtig wie die richtige Planung im Detail: So sollten Lichtlinien stets etwas versetzt zur Mittelachse der Tunnelröhre montiert werden, damit zu Wartungszwecken nur eine Fahrspur blockiert werden muss.

 

Normative Vorgaben für Tunnel

Die Beleuchtung von Verkehrstunneln wird durch die deutsche Norm DIN 67524 in den Teilen 1 und 2 geregelt. Ergänzt wird sie durch internationale Empfehlungen der CIE. Europaweit einheitliche Regelungen gibt es zur Zeit nicht, da man sich nicht auf einen Konsens einigen konnte. Damit sind in der EU die einzelnen Mitgliedsstaaten selbst für die nationale Normierung verantwortlich.

Zur lichttechnischen Bewertung von Tunneln mit Fahrzeugverkehr gilt die Leuchtdichte. Ihre Höhe hängt ab von der durchschnittlichen Verkehrsdichte und der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Die nachfolgend genannten Richtwerte beziehen sich auf die Fahrbahn und auf Wände bis zu zwei Meter Höhe.

Höchstgeschwindigkeit Leuchtdichterichtwert
50 km/h 100 bis 250 cd/qm
80 km/h 160 bis 320 cd/qm
100 km/h 250 bis 400 cd/qm

Entsprechend der Adaptationsleistung der Augen variiert die Leuchtdichte zwischen Ein- und Ausfahrt. Die Anpassung der Leuchtdichte übernehmen Regelsysteme.

Übrigens: Kurze Tunnel – nach CIE 88 bis zu einer Länge von 25 Meter – müssen nicht beleuchtet werden.

Normen

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