03.05.2023

Leben nach dem Chronotyp

Forschende fordern mehr Aufmerksamkeit für unsere inneren Uhren

Schon eine schlaflose Nacht beeinträchtigt nachweislich die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit. Regelmäßige Nachtschichten, nächtliches Surfen auf dem Smartphone oder Schulbeginn am frühen Morgen – auch all diese Faktoren können unsere circadiane Rhythmik stören. Die innere Uhr kann aus dem Takt geraten, die Stressbelastung steigen, Wohlempfinden und Gesundheit können leiden.
 
Alltag neu denken
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und die FOM Hochschule für Ökonomie und Management möchten eine systematische Bestandsaufnahme der Zusammenhänge zwischen biologischen Rhythmen, Gesundheit und Wohlbefinden liefern. Die Forschenden am Projekt „Circadiane Rhythmen und Technologie – Desynchronisation im Alltag“ (kurz Circadia) wollen auch Vorschläge zur Prävention erarbeiten. Ihr Ziel ist es, besser zu verstehen, wie Entrhythmisierung vermieden oder verringert werden kann und wie circadiane Rhythmen durch neue und vielfältig kombinierbare Technologien sowie soziale Praktiken im Alltag beeinflusst werden.
 
Licht ist ein wichtiger Zeitgeber
Die Wissenschaftler schlagen vor, die innere Uhr als ein individuelles biologisches Merkmal zu betrachten – vergleichbar mit Körpergröße, Gewicht oder Geschlecht. Denn die individuelle Uhr – genauer der Chronotyp eines jeden Menschen – lässt sich wissenschaftlich ermitteln. Weil Licht ein wichtiger Zeitgeber ist, könnten Tagesabläufe optimiert werden – etwa mit flexiblen Lern- und Arbeitszeitmodellen sowie möglichst weniger Schicht- und Nachtarbeit. Auch die Abschaffung der Sommerzeit wäre eine Maßnahme, einen menschengemachten Störfaktor aufzuheben. Jedoch bedürfe es noch mehr Aufklärung und Vorsorge im Hinblick auf die Frage, wie Licht unsere innere Uhr beeinflusst.
 
Circadia wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als ein Projekt im Insight-Programm zu den interdisziplinären Perspektiven des gesellschaftlichen und technologischen Wandels.

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